Rotgrüne Minderheitsregierung immer wahrscheinlicher. CDU in Geiselhaft

Torsten B. Hervard

Die Vorstellung, dass Merz auch nach einer möglichen Kanzlerwahl in der Geiselhaft der Ampelparteien bleiben würde, ist bezeichnend für die aktuelle politische Lage. SPD, Grüne und Linke könnten jederzeit mit ihm „Schluss machen“, wenn er frech wird. Die Option einer Minderheitsregierung aus diesen Parteien – oder sogar nur aus SPD und Grünen – scheint immer realistischer zu werden. Die Union steht diesem Szenario hilflos gegenüber. Sie kann nichts tun, solange sie sich selbst in einem moralischen und politischen Korsett gefangen hält, das jede Zusammenarbeit mit der AfD verbietet. Doch selbst wenn die Union ihr eigenes, demokratisches Programm umsetzen würde, würde sie sofort mit dem Vorwurf konfrontiert, den Weg in ein „Viertes Reich“ zu ebnen – eine groteske und historisch unangemessene Analogie, die jedoch die politische Debatte vergiftet.

Absurde Zuspitzungen und die Gefahr der politischen Lähmung

Die absurden Zuspitzungen, die in der politischen Debatte immer wieder auftauchen – sei es die Möglichkeit, ab sechs Jahren in jeder deutschen Botschaft das Geschlecht zu wechseln, oder die Ausweitung des Bürgergelds auf sämtliche Bewohner der Erde – sind Ausdruck einer politischen Kultur, die zunehmend an Realitätsverlust leidet. Sie dienen weniger der sachlichen Auseinandersetzung als vielmehr der polemischen Überzeichnung. Doch hinter dieser Polemik verbirgt sich ein ernstes Problem: die zunehmende Lähmung der politischen Handlungsfähigkeit. Die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel, soziale Ungleichheit, internationale Krisen – erfordern entschlossenes Handeln. Doch statt Lösungen zu präsentieren, scheint die Politik in Deutschland in einem Teufelskreis aus Symbolpolitik, gegenseitigen Blockaden und überzogenen Schuldzuweisungen gefangen zu sein.

Fazit: Politik am Scheideweg

Die aktuelle politische Situation in Deutschland ist geprägt von einer tiefen Unsicherheit und einem Mangel an klaren Visionen. Während die Grünen ihren symbolischen Sieg im Klimaschutz feiern, steht die CDU vor einem Scherbenhaufen ihrer einstigen Stärke. Die Ampelkoalition, die eigentlich für Fortschritt und Modernisierung stehen sollte, wirkt zunehmend wie ein instabiles Konstrukt, das mehr von internen Machtspielen als von gemeinsamen Zielen getrieben wird. Die Gefahr ist groß, dass die Politik in Deutschland in einer Phase der Lähmung verharrt, während die drängenden Probleme ungelöst bleiben. Es ist an der Zeit, dass die politischen Akteure über ihre eigenen Schatten springen und wieder zu einer sachorientierten, zukunftsgewandten Politik finden – bevor das Vertrauen der Bürger endgültig verloren geht.