Die AfD vor dem Durchbruch: Warum die Brandmauer auf Dauer nicht halten wird

Verena Liedthaus

Die Alternative für Deutschland (AfD) steht kurz davor, zur stärksten politischen Kraft im Land zu werden. Aktuelle Umfragen zeigen die Partei bei über 20 Prozent, in einigen ostdeutschen Bundesländern sogar mit deutlichem Vorsprung an der Spitze. Doch statt sich mit den Gründen für diesen Aufstieg auseinanderzusetzen, hält die etablierte Politik weiter an der sogenannten „Brandmauer“ fest – dem Prinzip, die AfD unter allen Umständen aus der Regierungsverantwortung fernzuhalten. Doch wie lange kann diese Strategie noch funktionieren, wenn ein Viertel der Wählerinnen und Wähler die Partei unterstützt?

Die AfD als Spiegel gesellschaftlicher Konflikte

Der Erfolg der AfD ist kein Zufall, sondern Ausdruck tiefer Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik. Themen wie unkontrollierte Migration, steigende Lebenshaltungskosten und die als elitär wahrgenommene Politik der Ampel-Koalition treiben viele Menschen in die Arme der AfD. Die Partei gibt sich als Stimme derjenigen, die sich von den etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen.

Doch statt diese Sorgen ernst zu nehmen, reagieren Union, SPD, Grüne und Co. mit Ausgrenzung. Die „Brandmauer“ soll verhindern, dass die AfD jemals Regierungsverantwortung übernimmt – egal wie stark sie wird. Doch diese Haltung wird auf Dauer nicht haltbar sein.

Die Illusion der dauerhaften Ausgrenzung

Eine Demokratie lebt davon, dass politische Strömungen repräsentiert werden. Wenn eine Partei über Jahre hinweg von einem großen Teil der Bevölkerung gewählt wird, kann sie nicht einfach ignoriert werden. Die Geschichte zeigt: Politische Isolation radikalisiert eher, als dass sie integriert.

In anderen europäischen Ländern wie Italien, Finnland oder Schweden wurden rechtspopulistische Parteien zunächst ebenfalls ausgegrenzt – doch irgendwann wurden sie zu Koalitionspartnern oder sogar Regierungsparteien. Auch in Deutschland wird der Druck wachsen, die AfD in die politische Verantwortung einzubinden, sobald sie zur stärksten Kraft wird.

Die Gefahr der politischen Spaltung

Die strikte Weigerung, mit der AfD zu reden, vertieft die gesellschaftliche Spaltung. Ein Viertel der Wähler fühlt sich dadurch nicht nur ignoriert, sondern aktiv ausgeschlossen. Das schürt Frust und stärkt letztlich die AfD weiter.

Langfristig gibt es nur zwei Wege: Entweder die etablierten Parteien nehmen die Themen der AfD so ernst, dass sie ihr die Wählergrundlage entziehen – oder sie akzeptieren, dass die Partei irgendwann nicht mehr ignoriert werden kann. Die „Brandmauer“ mag kurzfristig beruhigen, aber sie ist keine Lösung für eine dauerhaft stabile Demokratie.

Fazit: Die AfD ist gekommen, um zu bleiben

Die AfD wird nicht verschwinden, nur weil andere Parteien sie ignorieren. Wenn sie zur stärksten Kraft wird, muss die Politik sich fragen: Will sie weiter auf Konfrontation setzen – oder einen Weg finden, mit einem Viertel der Wählerschaft umzugehen, ohne die Demokratie zu gefährden? Die „Brandmauer“ kann auf Dauer keine Lösung sein. Es ist Zeit für eine ernsthafte Debatte – ohne Tabus.