Wenn der Alltag zerbricht, wird Klimaschutz zur Nebensache

Mike Zimmermann

Klimaschutz vs. Realität – Warum die Prioritäten anders liegen

In der öffentlichen Debatte wird Klimaschutz oft als das drängendste Problem unserer Zeit dargestellt. Doch ist das wirklich die größte Sorge der Menschen?

Vielleicht liegt es an meinem Alter oder an meiner Sicht auf die Welt, aber es gibt aus meiner Perspektive dringendere Probleme, die zuerst gelöst werden müssen. Wenn der Alltag zerbricht, wird Klimaschutz zur Nebensache. Was nützt der ambitionierteste Klimaschutz, wenn gleichzeitig unsere Infrastruktur kollabiert? Wenn Schulen nicht mehr richtig funktionieren, Behörden überlastet sind, Brücken einstürzen, die Bahn versagt und wir schlicht nicht genug Arbeitskräfte haben, um die Gesellschaft am Laufen zu halten? Die Spaltung der Gesellschaft nimmt zudem immer weiter zu, und das Gefühl, dass viele Menschen sich das Leben kaum noch leisten können, wird immer stärker. Und genau da liegt das Problem: Klimaschutz ist für viele schlicht nicht bezahlbar. Die Kosten für klimafreundliches Bauen explodieren, was wiederum Mieten in die Höhe treibt. Die Energiewende wird zur finanziellen Belastung für den Einzelnen. In Zeiten, in denen viele Menschen schon jetzt kaum über die Runden kommen, interessieren sie sich so wenig für den Klimaschutz wie für die Vorratsdatenspeicherung.

Verteidigungsfähigkeit: Ein unerlässlicher Bestandteil der Zukunftssicherung

Was nützt der beste Klimaschutz, wenn wir vorher in einem Krieg landen? Die geopolitischen Spannungen und die wachsenden Bedrohungen durch internationale Konflikte machen deutlich, dass die Verteidigungsfähigkeit eines Landes keine Nebensache ist. In einer Welt, in der die globalen Instabilitäten zunehmen, ist es unverzichtbar, dass wir unsere militärische Bereitschaft und unsere Sicherheitsarchitektur stärken. Denn der Klimaschutz kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Gesellschaft als Ganzes stabil ist – und das beginnt mit der Gewährleistung unserer Sicherheit. Ohne eine starke Verteidigung sind alle anderen langfristigen Pläne, sei es Klimaschutz oder soziale Gerechtigkeit, in Gefahr, von äußeren Bedrohungen zunichte gemacht zu werden. Wer wollte sich da noch um den Klimaschutz kümmern, wenn die Grundsicherung durch einen Krieg gefährdet ist?

Menschen setzen Prioritäten. Und die liegen momentan nicht beim Klimaschutz, sondern bei den existenziellen Fragen des Alltags: Kann ich meine Miete noch bezahlen? Ist meine Rente sicher? Gibt es genug Lehrer für meine Kinder? Funktioniert die medizinische Versorgung? Das Argument, dass aufgeschobene Klimaschutzmaßnahmen teurer werden, zieht nur bedingt – denn viele Menschen haben das Gefühl, dass sie sich das Leben im Hier und Jetzt bereits nicht mehr leisten können. Wer jetzt kaum noch finanziell durchkommt, macht sich wenig Gedanken über potenzielle Kosten in 10 oder 20 Jahren.

Umverteilung bleibt frommer Wunsch

Manche politischen Kräfte träumen von der großen Umverteilung, um soziale Ungleichheiten zu verringern. Das ist nichts Neues – diese Ideen sind seit Jahrzehnten Bestandteil linker Politik. Doch realistisch betrachtet sind sie kaum umsetzbar, weil sie nicht mehrheitsfähig sind. Am Ende bleibt es dabei: Der Mensch denkt zuerst an sich und seine unmittelbaren Bedürfnisse. Und solange der Alltag für viele kaum noch bezahlbar ist, bleibt der Klimaschutz eine Luxus-Debatte, die im Schatten der echten Probleme unserer Zeit steht. Und das tut sie zurecht.