2016 gingen Tausende auf die Straße, um gegen Donald Trump zu protestieren. Doch heute, trotz seiner umstrittenen Politik und Annäherung an Russland, bleibt es merkwürdig ruhig. Die Demokraten, einst lautstarke Kritiker, schweigen weitgehend. Prominente Namen wie Barack Obama, Kamala Harris, Bill und Hillary Clinton oder aufstrebende Politiker wie Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom halten sich zurück.
Nach der Annexion der Krim 2014 bezeichnete Obama Russland als „Regionalmacht“, die keine große Gefahr für die USA darstelle. Republikaner nutzen dies, um die Glaubwürdigkeit der Demokraten in der Außenpolitik zu untergraben. Auch Kamala Harris, die während des Wahlkampfs Trumps Russland-Politik scharf kritisierte, hat sich seitdem kaum noch dazu geäußert.
Die Demokraten scheinen sich machtlos zu fühlen. Paul Begala, ein demokratischer Stratege, erklärt die Zurückhaltung damit, dass die Partei Trump ohnehin nicht bremsen könne. Gavin Newsom, der als potenzieller Präsidentschaftskandidat für 2028 gehandelt wird, vermeidet es, sich mit Trump anzulegen – besonders nach den verheerenden Waldbränden in Kalifornien, bei denen Trump dem Staat Bundeshilfe zusagte.
In der breiten Öffentlichkeit herrscht zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Ukraine und Europa. Historisch ist dies tief verwurzelt: Die Monroe-Doktrin von 1823 betonte die Trennung der politischen Sphären zwischen Amerika und Europa und prägte den isolationistischen Kurs der USA. Auch heute ist das Interesse an internationalen Konflikten gering. In einem Land, in dem nur die Hälfte der Bevölkerung einen Reisepass besitzt, richtet sich der Blick eher auf innere Probleme.
Die Amerikaner sind besorgt über hohe Preise, politische Turbulenzen und die Zukunft staatlicher Leistungen wie Renten und Krankenversicherung. Elon Musks Angriffe auf den staatlichen Verwaltungsapparat verunsichern viele, da sie um ihre Jobs fürchten. Vor diesem Hintergrund spielt der Konflikt in der Ukraine für viele nur eine untergeordnete Rolle.
Trotz Trumps umstrittener Haltung zu Russland – er weigert sich, Putin als Aggressor zu bezeichnen – bleibt der Widerstand begrenzt. Selbst viele Republikaner sind mit seiner Politik unzufrieden, trauen sich aber nicht, öffentlich zu widersprechen. Für die US-Bevölkerung ist der Konflikt in Europa weit entfernt, während die Probleme im eigenen Land im Vordergrund stehen.
So bleibt die Frage: Wo bleibt der Widerstand? Die Antwort liegt wohl in der Kombination aus politischer Machtlosigkeit, historischem Isolationismus und der Konzentration auf innere Herausforderungen. Solange die USA mit sich selbst beschäftigt sind, wird Trumps Kurs wohl kaum auf breiten Protest stoßen. Und so bleibt es wie es ist.
Hannah Goldwin