Trump verbannt Hunderte Wörter: Kulturkampf in Amerika

Bei Donald Trump muss man auf alles gefasst sein. Der US-Präsident, der seit jeher für seine polarisierende Rhetorik bekannt ist, hat nun einen neuen Schritt unternommen, der die amerikanische Gesellschaft weiter spaltet: Hunderte von Wörtern sollen aus der Amtssprache verbannt werden. Begriffe wie „Feminismus“, „Diversität“ und „Klimawandel“ stehen plötzlich auf dem Index. Dahinter steckt ein gezielter Kulturkampf, der die politische Landschaft der USA nachhaltig prägen könnte.

Die Macht der Sprache

Trump ist sich der Macht der Sprache bewusst. Seine Reden sind oft von Wiederholungen geprägt, um bestimmte Botschaften im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Doch diesmal geht es nicht nur um Rhetorik, sondern um die gezielte Kontrolle von Begriffen, die in der öffentlichen Debatte verwendet werden dürfen. Worte prägen das Bewusstsein – und wenn es für bestimmte Konzepte keine Worte mehr gibt, verschwinden sie scheinbar auch aus der Realität.

Laut internen Memos, über die die New York Times berichtete, wurden Bundesbehörden angewiesen, bestimmte Begriffe in offiziellen Mitteilungen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr zu verwenden. Dies betrifft nicht nur politisch aufgeladene Themen wie „Gleichberechtigung“ oder „soziale Gerechtigkeit“, sondern auch wissenschaftlich fundierte Begriffe wie „Klimawandel“. Kritiker sehen darin einen Versuch, unliebsame Themen aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen.

Kanada als 51. Bundesstaat?

Ein weiteres Beispiel für Trumps sprachliche Strategie ist seine Bezeichnung des kanadischen Premierministers Justin Trudeau als „Gouverneur“. Damit stellt er Kanada implizit als einen US-Bundesstaat dar – eine Vorstellung, die Trump offenbar ernsthaft verfolgt. Er argumentiert, Kanada könne als 51. Bundesstaat von niedrigeren Steuern und umfassendem militärischen Schutz profitieren. Diese Rhetorik ist nicht nur provokativ, sondern auch ein Versuch, die Souveränität eines Nachbarlandes infrage zu stellen.

Der Kulturkampf um „Woke“

Die aktuelle Sprachpolitik der US-Regierung ist Teil eines größeren Kulturkampfes. Trump und seine Anhänger sehen sich im Kampf gegen eine „woke“ Kultur, die sie als Bedrohung für traditionelle Werte und die nationale Identität betrachten. Doch was genau bedeutet „woke“? Ursprünglich ein Begriff, der für Bewusstsein und Sensibilität gegenüber sozialer Ungerechtigkeit steht, wird er heute von Kritikern oft als Synonym für politische Korrektheit und übertriebene Sensibilität verwendet.

Indem die Regierung bestimmte Begriffe aus der Amtssprache streicht, sendet sie ein klares Signal: Themen, die mit Progressivität und sozialem Wandel verbunden sind, sollen marginalisiert werden. Doch diese Strategie birgt Risiken. Sprache ist nicht nur ein Werkzeug der Kommunikation, sondern auch ein Mittel zur Machtausübung. Wer die Kontrolle über die Sprache hat, bestimmt, welche Themen diskutiert werden – und welche nicht.

Fazit: Worte als Waffe

Die Entscheidung, Hunderte von Wörtern aus der Amtssprache zu verbannen, ist mehr als nur eine politische Geste. Sie ist ein gezielter Angriff auf die Vielfalt der Meinungen und Ideen, die eine demokratische Gesellschaft ausmachen. Indem bestimmte Begriffe tabuisiert werden, wird versucht, die öffentliche Debatte zu kontrollieren und unliebsame Themen zum Schweigen zu bringen.

Doch Sprache lässt sich nicht so einfach unterdrücken. Worte haben eine eigene Kraft, und sie finden immer wieder Wege, sich Gehör zu verschaffen. Die Frage ist, wie die amerikanische Gesellschaft auf diesen Kulturkampf reagieren wird. Wird sie sich der Sprachpolitik der Regierung beugen – oder wird sie sich wehren und die verbotenen Worte umso lauter aussprechen?

Eines ist sicher: Der Kampf um die Sprache ist auch ein Kampf um die Zukunft der Demokratie. Und dieser Kampf hat gerade erst begonnen.

Von Verena Liedthaus